Das Dorf

Das Dorf Kuppentin ist ein typisches Gutsdorf. Die dominanten Gebäude sind die „Kirche Kuppentin“ und das „Gutshaus Kuppentin“. Kirche und Gutshaus sind durch eine Nord-östlich verlaufende Sichtachse verbunden. Die ehemaligen Wirtschaftsgebäude des Gutes befanden sich beiderseits dieser Achse. Im rechten Winkel dazu verläuft die Dorfstraße, an der die Landarbeiterhäuser angeordnet waren. Die Straße führt in Süd-östlicher Richtung zum Gutsdorf Daschow und in Nord-westlicher Richtung in das Bauerndorf Gallin.

 

Die Geschichte des Dorfes Kuppentin ist bis 1945 letztendlich die Geschichte des Gutes Kuppentin und der Kirche Kuppentin.
In dem Buch „Die Kunst- und Geschichts-Denkmäler des Großherzogtums Mecklenburg-Schwerin“ von 1901, bearbeitet von Geh. Hofr. Prof. Dr. Friedrich Schlie, finden wir folgendes Dokument:

Das Gut und Kirchdorf Kuppentin

ls am 3. August des Jahres 1235 Bischof Brunward von Schwerin der  Kirche zu Kuppentin das Pfarrgut und den Pfarrsprengel bestätigt: da ist dieser Sprengel ein großes und ausgedehntes Kirchspiel, zu welchem ausser den jetzt noch dazu gehörenden Dörfern Ktippentin, Bobzin (Babazyn), Zahren (Syarnitze), Plauerhagen (Indago), Penzlin (Pentzarin), Daschow (Darsekow) und Gallin (Glyna) auch die später davon abgezweigten Dörfer Wessentin (Wazutin), Broock (Bruck), Weisin (ebenso schon damals geschrieben), Kressin (Krosyna), Gross- und Klein-Poserin (duo Poserina) und das schon früh untergegangene Guthansdorf (noua uilla Guthani) zählen. Wessentin und Broock sind jetzt im Barkower Kirchspiel, Weisin bei Benthen und Kressin bei Poserin, das zwischen 1564 und 1582 zu einem eigenen Kirchspiel erhoben ist. Dagegen ist das Gut und Dorf Zarchlin hinzugekommen, das, früher zu Quetzin gehörig, seit dem Eingehen dieser Pfarre mit Plauerhagen und füglich auch mit Kuppentin verbunden ist.

Die nachfolgenden Urkunden des XIII. und XIV. Jahrhunderts lassen erkennen, dass seit 1271 die von Preen als werlesche Vasallen auf Kuppentin, Weisin, Lalchow und Zahren (Zarnestorp) sitzen, dass die Pfarre sich zu einer von vornehmen Kirchherren begehrten Pfründe entwickelt, und dass allerlei von einer in die andere Hand gehende Hebungen aus Kuppentin, die zum Theil auch geistlichen Stiftungen in Schwerin, Parchim und Plau zu Gute kommen, ein gerne gesuchter und angenommener Besitz sind. So gehört z. B. die Mühle zu Kuppentin seit 1296 dem Kloster Neuen­kamp auf Festland Rügen, die Fischerei dem Kuppentiner Kirchherrn. Auch das Kloster Dobbertin erwirbt dort im Jahre 1308 Einkünfte aus Hufen und Katen. Anrechte verschiedener Art haben auch die von Kramon, der Flauer Bürger Berthold Swartepape, der u. a. die Hälfte der Mühle vom Kloster Neuenkamp zu Lehn nimmt. Nachher hat auch der Knappe Ludolf Dessin ein Viertel von der Mühle.

Wie lange die von Preen im Besitz von Kuppentin gewesen sind, wissen wir nicht, wahrscheinlich gar nicht lange. Später kommt Kuppentin als Lehn an die Cursen, die sonst urkundlich selten angetroffen werden, von diesen an die von Restorff, und, nach dem Aussterben ihrer Kuppentiner Linie im Jahre 1504, zurück an die Herzöge Balthasar und Heinrich, die Gut und Hof in diesem Jahr an Henning Balge überlassen. Indessen schon am Ende des XVI. Jahrhunderts sind die von Restorff wieder im Besitz von Kuppentin, woran übrigens auch die Weltzien und Dessin verschiedene Anrechte gewinnen, und nun behalten sie es bis 1732. Aus dem Restorff’sehen Konkurse kauft es Berend von Pressentin zu Daschow, in dessen Familie es bis 1804, bezw. bis 1821 verbleibt, denn die Frau Charlotte Sophie Friederike von Freiburg, die 1805 das Gut Kuppentin übernimmt und sich 1811 in Frau Dr. Charlotte Sophie Friederike Bade verwandelt, ist eine geborne von Pressentin. Sie stirbt schon 1812. Aber ihre Erben behalten Kuppentin bis 1821. Seit 1821 gehört Kuppentin zu den Gütern der Familie von Blücher.In der ersten Hälfte des XIII. Jahrhunderts treffen wir den Pfarrer Engelbert, der nachher Domherr von Schwerin wird, nachher in der zweiten Hälfte desselben Jahrhunderts den Martin von Mallin, der vorher Notar des Fürsten von Werle war und später Pfarrer in Malchin wird. In der ersten Hälfte des XIV. Jahrhunderts wirken dort die Pfarrer Johann, Heinrich (der auch als Offizial des Fürsten Johann III. von Werle mehrmals in Urkunden vorkommt), Engelbert von Brüsewitz, der auch nach 1350 noch vorkommt, und neben ihnen die Vikare Nikolaus und Erich; in der zweiten Hälfte des XIV. Jahr­hunderts ausser dem schon genannten Engelbert von Brüsewitz die Pfarrer Heinrich Wenemer und Wilken. Aus einer späteren Urkunde von 1490 lernen wir endlich noch einen Kirchherrn Johann von Plawe kennen.

Seit 1532 ist Johann Steinhäuser (Steinhuser) Pastor zu Kuppentin. Herzog Heinrich hat ihn berufen. Als Filiae werden die Kirchen zu Poserin und Plauerhagen genannt. Aber Poserin hat 1541 bereits in Ern Hinrik Brosius seinen eigenen Pastor,  der im Protokoll ein Lob erhält und somit wohl schon der neuen Lehre zugeneigt ist. Steinhäuser dagegen wird im Protokoll von 1541/42 als Papist charakterisiert. Von 1554 bis 1598 folgt Jochim Guthan, darauf dessen Schwiegersohn Kaspar Neuenkirchen (Nienkercke) bis 1638. Nachdem fast sechs Jahre lang Vakanz gewesen, wird 1644 Michael Freudius berufen. Unter ihm findet ein Wechsel im Patronat statt. Herzog Adolph Friedrich, der dieses bisher gehabt hat, überlässt es im Tauschwege am 22. December 1649 dem Kloster Dobbertin und nimmt dafür die Patronate von Goldberg und Zidderich. Das Kloster Dobbertin aber verkauft es schon im Jahre 1651 für 500 Gulden an Lüder Dessins Erben auf Daschow.  1677 bittet Freudius um seine Entlassung. Ihm folgt, wiederum nach längerer Vakanz, im Jahre 1680 der Belliner Pastor Joh.Schultze.

Nach Schultze’s Tode im Frühjahr 1701 wird 1702 unter Jürgen von Dessins und Baron von Erlencamps Patronat Justus von Erlencamps Patronat Justus Henricus Linse berufen. Unter ihm abermals eine Veränderung im Patronat: Otto Friedrich von Pentz, der damals auf Daschow wohnt, überlässt seinem Schwager Henning Lambrecht von Lützow auf Penzlin den halben Theil seines an Daschow haftenden Patronats, der von dieser Zeit her am Gute Penzlin haftet. Die .Möglichkeit, auch Kuppentin selber am Patronat seiner eigenen Kirche theilnehmen zu lassen, tritt in dem Augenblicke ein, in welchem beide Güter, Daschow und Kuppentin, in eine Hand kommen, wie dies 1730 geschieht und bis  ins neunzehnte Jahrhundert hinein währt. Indessen gewinnt das Gut Kuppentin nicht eher Antheil am Patronat, als bis es Blücher’sches Gut wird, was 1821 geschieht. Linse stirbt 1746 Ein Versuch, seinen Sohn Theodor Jonas Linse im Jahre 1745 zum Substituten und Nachfolger zu machen, stösst auf unsägliche Schwierigkeiten  in Folge der damals obwaltenden politischen Wirren, gelingt aber zuletzt im Jahre 1746. Später (um 1766) finden wir dort den Pastor N. H. Lühtcke. 1781 ist die Pfarre wieder vakant. 1782 wird  hristian Gottfried Mantzel berufen. Nach dessen Abgange folgt 1797 Joh. Friedr. Lüthke (gest. 1819).   Vgl. Walter a. a. O.

Die Kirche zu Kuppentin gehört zu jenen verhältnissmässig wenigen im Lande, bei welchen das Langhaus noch ein Theil der alten Kirche ist, der grösser, höher und breiter und auch in einem jüngeren Stil ausgeführte Chor aber die Absicht erkennen lässt, schrittweise einen stattlicheren Neubau an die Stelle des ersten Kirchenbaues treten zu lassen. Sie schliesst sich somit jenem Typus an, als dessen bedeutendere Repräsentanten die Gottes­häuser in Dargun und Gadebusch anzusehen sind und giebt wie diese ein Bild davon, wie der Plan eines Umbaues mit Begeisterung erfasst und bis zu einem Theile ins Werk gesetzt wird, dann aber, dem Wechsel der Zeiten und Menschengedanken unterliegend, ins Stocken geräth und nun als ein unfertiges Ganzes der Nachwelt überliefert wird. Doch als Bauwerk steht die Kuppentiner hinter den beiden genannten zurück. Das Langhaus ist ein schwerer, ver­hältnissmässig niedriger, im Innern flach gedeckter Feldsteinbau aus der Zeit des Ueberganges vom romanischen zum gothischen Stil, der durch schmale Schlitzfenster mit schräge eingehenden glatten Wandungen und Laibungen erleuchtet wird, aber der mit fünf Seiten aus dem Zwölfeck gebildete Chor, dessen Dachfirst den des Langhauses bedeutend überragt, ist ein überaus zierlicher, auf einem Granitsockel schlank und elegant emporgeführter und gewölbter Ziegelbau der Gothik, bei welchem die vom alten Bau übernommenen Rundbogen des Frieses und auch die fein zugespitzten Nähte, mit oder in denen die Kappen zusammenstossen, unserer Meinung nach nicht dazu ver­führen dürfen, an den frühgothischen Stil des XIV. und gar des XIII. Jahr­hunderts zu denken. Vielmehr, wie in Dargun, so handelt es sich auch, wie wir glauben möchten, bei dem Chor der Kirche zu Kuppentin um einen Neu­bau aus der zweiten Hälfte des XV. Jahr­hunderts, zu welchem der von Lisch an­gezogene, aber nicht in diesem Sinne ver­wandte Indulgenzbrief des Bischofs Konrad Loste vom Jahre i486 in Beziehung  gesetzt werden könnte. Was für Freude dieser Bischof an Kirchenbauten in seiner Diöcese hatte, ist ja hinlänglich bekannt. Auch dürfte der in Mecklenburg ungewöhnliche Polygonal-schluss des Chors aus dem Zwölfeck (vgl. Trebbow in Band II, S. 636) in dieser Beziehung zu denken geben.
Der Thurm ist ein Bau aus Holz, der besser Glockenstuhl als Thurm genannt wird.

Im Norden am Chor eine Grabkapelle der Familie von Lützow auf Penzlin. Neben dieser Kapelle, ostwärts, die Spuren eines weiteren Anbaues, wahrscheinlich die einer Garvekammer oder Sakristei.Der Altaraufsatz ist ein Werk des Barockstils mit einer Predella und zwei Stockwerken. In der Predella das Gemälde der Abendmahls-Einsetzung, im Hauptstock die Kreuzigung, rechts und links davon die  geschnitzten Figuren der hl. Maria und des  hl. Johannes, und zu deren Seiten die kleineren Figuren der Apostel Petrus und Paulus. Im Oberstock das Gemälde der Himmelfahrt, rechts und links ebenfalls je eine Apostelfigur. Die vier kleineren Apostel­figuren sind Reste aus einem älteren gothischen Triptychon.

Als oberste Krönung des Ganzen Christus am Kreuze, aus Holz geschnitzt. Inschrift: HERR JÜRGEN V . DESSIHN FÜRSTL • BISCHOFL • EUTIN’SCHER KAMMER­JUNKER, PATRONUS DIESER KIRCHEN, UND FRAU URSULA ELISABETH GEBORNE V • SCHULTZEN, ALS DESSEN FRAU LIEBSTE, HABEN DIESEN ALTAR GOTT ZU EHREN U • DER KIRCHEN ZUM ZIERRATH VEREHRET ANNO 1696 DEN 10 APRILIS.

An der innern Südwand, und zwar an dem Eckpfeiler zwischen Chor und Langhaus, auf einer Säule stehend, die aus Eichenholz geschnitzte Kanzel im Geschmack  der Renaissance, laut Inschrift vom Jahre 1680. In den vier Füllungen die Evangelisten mit ihren Attributen.

Die Orgel  ist inden siebziger Jahren des XIX. Jahrhunderts von Friese-Schwerin erbaut.

An der innern Nordwand, und zwar an dem Triumphbogen zwischen Chor und Langhaus, Christus als Schmerzensmann, mit Dornenkrone, Geissel und Rohr: eine Figur in Dreiviertel – Lebensgrösse. Darunter eine ovaleTafel mit Inschrift:

S • D • G • A • TESTATURI   FIDEM   SUAM SALVIFICAM   IN   EUM QUEM HAEC EFFIGIES DESIGNAT JESUM  ET VULNERATUM   ET FLAGELLATUM  HOC ANAOHMA HU IC COLUMNAE   APFIGI CURAVERUNT JUSTUS HEINRICUS   LINSEN KUPPENT • ET PLAUERHAG • ECCLE-SIAE   P • T • PASTOR ET  HEDWIG   MARGARETA SCHULTZEN . AO 1715 D . 16  NOVBRAn der Nordwand des Chors ein Stuhl, über dem viermal das VON    LÜTZOW’sche Wappen1) angebracht ist;  ein gleicher Stuhl an der Südwand mit dem VON HARTWIG‘schen Wappen; und an einer Empore im Schiff eine Reihe von Wappen der Familie VON BLÜCHER.

In der Kirche an den Wänden eine   Wappen. Reihe kleinerer Gedächtnisswappen, die von Sargdekorationen stammen und den Adelsfamilien   VON   BELOW,   VON PRESSENTIN,   VON   HARTWIG,   VON BÜLOW,   VON  LÜTZOW,   VON  KIRCH-RINGEN,4) VON SCHMITT, VON KRUSE-MARCK, VON OERTZEN, VON WICKEDE, VON WINTERFELD,  VON  BLÜCHER, VON RIEBEN und VON LEVETZOW an gehören

In einem Spitzbogenfeilster an der      Glas-Nordseite des Chors  noch  alte Glas- maiereien, maiereien  von  Wappen    Dabei  eine Inschrift:   DIESE LUFT‘) HAT DER ED­LER GESTRENGER UND EHRENVESTER JÜRGEN RHOR, ERBGESETEN  IN MEHENBORG PENTZELLIN U • ZAREN NEBEN SINER LEBEN HUSFRUWEN MARGARETA FREIBURCH IN GOTTES EHRE GEGEUEN NACH DER GNADE-RIKN GEBORT UND MINSWERDING ANNO 1615.

Im   Thurm   zwei   Glocken.   Die   Glocken,  grössere   (Dm. 1,18 m) hat weder Inschrift noch Zeichen.   Die andere (Dm. 1,03 m)   ist   unter  dem  Patronat  des G. V. BLÜCHER-Kuppentin, C. SEELER Penzlin und   H. V. HARTWICH – Daschow im Jahre 1883 von Ed. Albrecht in Wismar umgegossen worden.